Das "Zuckerhäuschen"

In den 1950er Jahren wussten die Kinder in Schmachtenberg, Röllfeld und in den nächsten Dörfern genau, wo der Osterhase herkommt: Er wohnte im Schmachtenberger Zuckerhäuschen in der Waldabteilung „Am Obereicher“.
Jedes Jahr erschien dort am Palmsonntag und am Ostersonntag der Osterhase persönlich.

Verantwortlich dafür und für den außergewöhnlichen Standort einer Zuckerfabrik war der Klingenberger Fabrikant mit dem Namen Otto Klingenberger. Er wohnte einst in der Wilhelmstraße. Aufgrund einer Atemwegserkrankung zog es ihn in die höheren Regionen des Spessarts (heute noch tragen manche Spessartgemeinden die Zusatzbezeichnung Luftkurort). Er hatte die Idee, seine Produkte mitten im Wald herzustellen und gründete 1946 hier eine Schokoladenfabrik. In der Zeit des Wirtschaftswunders wurden Figuren aus süßer Zuckermasse (Fondant) beliebt und so weitete er die Produktion auf Figuren aus Schokolade aus.

Er spezialisierte sich hierbei auf die Herstellung von Osterhasen, zunächst für den Großhandel und Kaufhäuser.
Als findiger Geschäftsmann befriedigte er auch die lokale Nachfrage nach den Schokohasen, denn in den umliegenden Ortschaften war die Fabrik bekannt geworden. Es gab in dem Gebäude damals weder Strom noch fließendes Wasser. In der Hauptsaison waren immerhin rund 20 Beschäftigte im Schichtbetrieb tätig. Die vorrätigen 20 unterschiedlichen Osterhasen-Modelle wurden in allen Größen und Formen ab 1951 zum Privatverkauf angeboten. Angehörige der Familie verkleideten sich als Osterhasen und besuchten Schulen und Kindergärten um die süßen Schokoleckereien den Kindern zu überbringen.

Die Produktion von Osterhasen war ja ein Saisongeschäft und so überlegte Otto Klingenberger wie er außerhalb dieser Zeit für Einkünfte sorgen konnte. Ihm kam die Idee, ein Waldcafé zu betreiben, welches zahlreiche Besucher aus nah und fern anlocken sollte. Aufgrund der damaligen Vorschriften war Ihm jedoch zunächst der Betrieb des Waldcafés im Zuckerhäuschen von den Behörden untersagt worden. Der findige Otto Klingenberger wusste sich aber auch hier zu helfen: Ein Märchenpilz als Verkaufskiosk war aufgrund seiner geringen Abmessungen als Ausschank zugelassen. Jetzt fanden Kaffee und Getränke über den kleinen Umweg des Märchenpilzes zu den Gästen und den gesetzlichen Vorschriften war Genüge getan.