Winzerfest 1950

"1950 organisierten am 22./23. September einige Klingenberger Weinbauern das erste Winzerfest - mit großem Erfolg. Im Schlosshof des Mairhofschen Schlosses waren fünf Lauben aufgebaut, in denen Anton Lüft, Josef Lüft, August Ebert, Kilian Bernard aus Mechenhard und Maria Heimbücher ihre Weine anboten. Der Winzer Ludwig Adrian hatte seinen Ausschank in der großen Scheune, Hermann Leibmann im Hauptgebäude und August Schmitt und Adam Spall kredenzten in den beiden Schlosskellern. Die Aufteilung der Stellplätze war durch Los erfolgt. Der Weißwein kostete 80 Pfennige, der Rote eine Mark.

Das Winzerfest von 1950 bezeichnet einen markanten Punkt in der Geschichte des Klingenberger Weinbaus:

• Es übernahm die Fest-Tradition der (bis 1914) reichen und stolzen Rotweinstadt einschließlich der verordneten Feiern der nationalsozialistischen Zeit.

• Es macht die schwierige Nachkriegszeit deutlich: Das Winzerfest wurde auch deshalb organisiert, weil es vielen Weinbauern unmöglich war, ihre Wohnungen auszuräumen und für ein paar Tage zur Häckerwirtschaft umzufunktionieren. Die Häuser waren nämlich überbelegt, weil die Flüchtlinge untergebracht werden mussten.

• Es weist auf die zukünftige Entwicklung: Die Einkünfte des Festes machte den Kleinwinzern Mut und gab ihnen Motivation, die Häckerarbeit im Weinberg neben der Schichtarbeit in der »Glanzstoff« oder im Tonbergwerk fortzuführen. Der Lohn: Eine Klingenbergerin, Rosemarie Schreck, wur-de 1957 Fränkische und ein Jahr später Deutsche Weinkönigin."

Werner Trost, Main-Echo 02.01.2025, Seite 16

"In Presse und Rundfunk war das Fest angekündigt und Weinbauverein, Verkehrsverein und die Stadtverwaltung hatten sich redlich die Vorarbeiten geteilt. Das einmalige Milieu des Festes in Verbindung mit dem Weißen und Roten und dem berühmten Spätburgunder, brachte eine Stimmung, die nur mit dem Begriff "Weinseligkeit" zu erklären ist. Das Wetter war zwar nicht günstig, mag auch den einen oder anderen von der Festteilnahme abgehalten haben, aber nach dem Fest waren sogar die Zweifler über den Ablauf zufrieden. Die Veranstalter aber waren sich einig, dass für das nächste Winzerfest 1951 mehr Platz geschaffen werden musste. Die "Lindenflecken" wurden von der Stadt aufgekauft, ein neuer Weinbrunnen aus Stein entstand und später folgte der Pavillon mit dem Römer, so wie wir heute noch den Platz sehen und kennen. Das erste Winzerfest dürfte an den zwei Festtagen von einigen Tausend Gästen besucht worden sein. "

Quelle: Chronik "700 Jahre Stadt Klingenberg" Seite 358