Januar 1995

Als in Klingenberg die Staustufe errichtet wurde, schuf man auch den Hochwasserdamm. Damit glaubten die Rotweinstädter von dem Unbillen der Natur, dem Hochwasser, verschont zu bleiben. Während in Wörth und Miltenberg sowie vielen anderen Städten und Gemeinden viele Straßen und Gassen „landunter“ waren, dachte in Klingenberg wohl kaum jemand daran, dass dem Städtchen ähnliches widerfahren könne.

Dennoch ließ Klaus Becker, damaliger der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, seine Kameraden „Streifendienst schieben“. Um die Mitternachtsstunde vom Sonntag 29. auf Montag 30. Januar 1995 bemerkten die Floriansjünger, dass sich vor der Tiefgarage im Damm zunehmend Wasser zurückstaute. Es wurde Alarm ausgelöst, bald war die Straße vollgelaufen, das Wasser begann in die Lindenstraße zu schwappen und auf den Winzerfestplatz. Wie sich später herausstellte, war ein Hebewerk des Abwasserzweckverbandes Main-Mümling-Elsava nahe der Wassertretanlage ausgefallen.

Die Klingenberger Wehr – unterstützt von den Kollegen aus den Stadtteilen Trennfurt und Röllfeld – taten ihr Möglichstes, es mussten weitere Wehren gerufen werden: Erlenbach-Siedlung, Mechenhard, Streit, Schmachtenberg, Mönchberg, Röllbach und Großheubach. Aus Großostheim wurden geschwind starke Pumpen herbeigeschafft; der 1. Löschzug des Landkreises Miltenberg wurde ebenso verständigt, wie der des Nachbarkreises Aschaffenburg (stationiert in Laufach).

Reibungslos klappte das Arbeiten mit dem Technischen Hilfswerk, für die Ausleuchtung zu nächtlicher Stunde sorgte die Wehr aus Obernburg mir der „Lichtgiraffe“. Später brachte die Staatliche Feuerwehrschule aus Würzburg weitere Gerätschaften. Bis zu 170 Aktive waren vor Ort, bis zu 32 Kubikmeter Wasser wurden über den Damm in den Main geschafft. Pro Minute!

Seit der Fertigstellung der Maindammgarage im Jahr 1993 wird durch eine tiefe Pfahlgründung der Maindamm zusätzlich gefestigt und bietet nun einen verstärkten Hochwasserschutz.

Fotos: Matthias Pfister und Inge Wolf