Hauptstraße 5, 1832 erbaut als Landgericht

"Im Jahr 1828 plant der Magistrat den Bau eines neuen Gerichtsgebäudes. Aber es war schwer, einen geeigneten Bauplatz zu finden. Man entschied sich dafür, die alte Pankratiuskapelle abzubrechen, die neben dem bereits eingelegten Erlenbacher Torturm stand.

Doch in der Bevölkerung erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Man hatte die alte Kapelle erst im Jahr 1816, nach dem Abbruch des Torturmes, saniert und dafür 254 Gulden aufgewendet. Nun sollte sie einem Gerichtsgebäude weichen! Man verfasste eine Bittschrift des Inhalts, dass die Kapelle "nicht niedergerissen sondern zu Jedermanns Erbaulichkeit stehen bleibe, indem nicht nur die dahiesigen Bewohner sondern auch sehr viele aus den benachbarten Ortschaften ihr Zutrauen in gewissen Nöten dahie haben, welche Zuflucht von niemand zu versagen ist". Aber die Bürgerinitiative konnte sich nicht durchsetzen. Die Kapelle wurde niedergelegt und zwar geschah dies mit "Erlaubnis der Geistlichen und Weltlichen Obrigkeit, weil durch den Krieg diese alte Kirche, in der ein Bildnis des Stadtpatrons, des heiligen Pankratius, aufgestellt war, ruiniert und baufällig geworden und auch sonst kein passender Platz für das Gerichtsgebäude zu finden war". Der nüchterne Zweckbau wurde im Jahr 1832 erstellt und kostete 10.000 Gulden, die ganz von der Stadtkasse getragen wurden. Lediglich vier Bürger sollen freiwillig 195 Gulden dazugegeben haben. Da die Stadtkasse anscheinend den Gesamtbetrag nicht auf einmal aufbringen konnte, schoss ein Fräulein Margarethe Braun aus Aschaffenburg 700 Gulden für den Neubau vor. Der Magistrat verpfändete ihr dafür als Sicherheit 30 Morgen Stadtwald ...

... Nach bereits verschiedenen Reformen des Justizwesens verkündete das Reichsjustizgesetz 1879 wiederum eine Neuordnung der bayerischen Justiz. Die Landgerichte wurden dabei in Amtsgerichte umbenannt. ...

... Im Klingenberger Boten kann man am 26. November 1931 lesen, dass mit Wirkung vom 1. Februar 1932 "das Amtsgericht Klingenberg aufgehoben und der Gerichtsbezirk mit dem des Amtsgerichts Obernburg vereinigt wird. Dies war die Todesstunde für die mit zwei Richtern besetzte Klingenberger Behörde ..."

Quelle: Chronik der Stadt Klingenberg, Band II, ab Seite 134