Historische Fotos und Ansichtskarten des Stadtschlosses

Im Jahre 1892 wird das Schloss von der Familie als Wohnsitz aufgegeben und erlebte seitdem die verschiedensten Nutzungen. Bergwerksdirektor Crammer bezieht in den zwanziger Jahren im ersten Stock eine Notwohnung.
1923 versucht die Stadt auch die übrigen Räumlichkeiten und Nebengebäude wegen der allgemeinen Wohnungsnot zu beschlagnahmen. Es gelingt ihr lediglich für das Torhaus. Ansonsten wird dem Einspruch der Familie von Mairhofen durch das Bezirksamt Obernburg stattgegeben. Jedoch erlaubt der Freiherr der Stadt, im Juli 1924 im Schlosshof den Frühschoppen des ersten und einzigen Deutschen Tontages zu feiern.
In den dreißiger und vierziger Jahren dient das Schloss als Arbeitsdienstlager, Obdach für eine ausgebombte Düsseldorfer Schule, Unterkunft für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Gegen Kriegsende kommt im Nebenbau eine private Handelsschule dazu, die sich nach einem kurzen militärischen Zwischenspiel wieder dort etabliert und später in eine Mittelschule umgewandelt wird. Das Schloss selbst dient zuerst den Heimatvertriebenen als Notunterkunft, ab 1946 der neugegründeten Kreisberufsschule Obernburg als behelfsmäßige Unterrichtsräume. Nach dem Auszug der Berufsschule im Jahre 1955 wechselt die Mittelschule in den Hauptbau über. Nach ihrem Wegzug pachtet die Glanzstoff-AG Obernburg das Gebäude zur Unterbringung türkischer Gastarbeiter. Im Torhaus wird vorübergehend Religionsunterricht für die evangelischen Kinder und Jugendlichen erteilt. Die Schlossküche dient ab 1946 für die Zubereitung der Schulspeisung (Hoover-Speisung) der Volksschüler sowie als Lehrküche für die Berufsschule. 1950 findet im Hof und in den Kellern das erste Winzerfest statt. 1969 dient das Schloss dem Bildhauer Hans König als Rahmen für eine Kunstausstellung.

Quelle: Chronik der Stadt Klingenberg, Band II, Seiten 113 bis 116