Wilhelmstraße 90 (Rentamt, Finanzamt, Finanzschule, Vermessungsamt)
..."Das neue Königlich Bayerische Rentamt wurde im Jahre 1912 bezogen. Max Kolb vermerkte, dass es ein großer Fehler gewesen sei, in dasselbe keine Zentralheizung einbauen zu lassen. Aufgrund des Weimarer Abkommens gelangte das Gebäude in den Besitz der Reichsfinanzverwaltung und wurde ab 1919 als Finanzamt betitelt. Der Name wurde unterhalb des prachtvollen bayerischen Wappens mit den zwei Löwen in Sandstein eingemeißelt und erst entfernt, als das Haus schon lange als Vermessungsamt genutzt wurde. ...
... Am Montag, den 26. Juli 1943, traf die Verordnung über die Aufhebung mehrerer Finanzämter im Oberfinanzbezirk Nürnberg in Klingenberg ein. Entgegen den früheren Beteuerungen, war auch das Amt Klingenberg davon betroffen und wurde mit Wirkung vom 1. August 1943 aufgelöst. Ein Zwangsumzug des Personals nach Amorbach war nicht damit verbunden, doch wird sich das Problem für die sieben noch verbliebenen Beamten eher gestellt haben als für die 14 Angestellten, von denen einige in andere Arbeitsverhältnisse überwechselten.
Das große Gebäude an der Wilhelmstraße stand nur kurze Zeit leer. Dann wurde es an die Glanzstoff-AG verpachtet, die einen Teil ihrer Hauptverwaltung aus dem bombenbedrohten Wuppertal hierher aussiedelte. Ab 25. September 1943 zahlte die Glanzstoff für das Haus jährlich 3 000 Mark Mietzins. Nach der Rückführung der Verwaltung diente das Gebäude einige Zeit als Finanzschule, bis es dann ab 1. März 1953 dem Vermessungsamt Klingenberg ein neues und großzügiges Domizil bot." ...
Quelle: Chronik der Stadt Klingenberg a.Main, Band II ab Seite 130