Die Klingenberger Seltenbachschlucht

Eine Besonderheit der Stadt Klingenberg ist die tief in das Gelände eingeschnittenen Schlucht. Sie trennt Schlossberg und Hohberg voneinander und gab der Stadt Klingenberg a.Main ihren stolzen Namen (Clinga=Schnitt).

Durch die Schlucht fließt der Seltenbach. Er führt sehr wenig Wasser, kann aber bei Starkregen schnell ansteigen. In den Sommermonaten kommt es häufig vor, dass das hintere Drittel des Baches ausgetrocknet ist.

Im Jahr 1901 wurde die Schlucht ausgebaut und begehbar gemacht, so dass seitdem der wildromatische Pfad ein beliebtes Ausflugsziel ist. Ausgeschilderte Wanderwege laden die Besucher zur Durchquerung ein.

Am 20.05.2011 wurde die Schlucht in die Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen.
"Die Seltenbachschlucht in Klingenberg zählt zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns."
Der Chef-Geologe am Landesamt für Umwelt, Roland Eichhorn erklärte bei der Übergabe der Anerkennungsurkunde: "Wer die Seltenbachschlucht durchwandert, dem werden 250 Millionen Jahre Erdgeschichte vor Augen geführt. Die dortigen Gesteine des Buntsandsteins erzählen von katastrophalen Überschwemmungen und gewaltigen Flutwellen, die Unterfranken vor Jahrmillionen erfassten".

Monsunartiger Starkregen und Flutwellen verwüsteten Eichhorn zufolge vor Jahrmillionen die Gegend des heutigen Spessarts und türmten meterhoch Sand und Geröll auf, der zum Buntsandstein verfestigt wurde. Später schnitten sich die Flüsse der Eiszeit tief in diese Gesteine ein - die Seltenbachschlucht entstand. Eichhorn: "Die Seltenbachschlucht verrät viel über Bayerns wechselvolle Klimageschichte."

Oberhalb der Seltenbachschlucht stößt man auf eine andere Besonderheit: den Klingenberger Ton. Der einzigartigen Qualität des "dunklen Goldes" verdankte die Stadt Klingenberg bis 1914 ihren legendären Reichtum. Das Tonbergwerk musste aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr 2011 geschlossen werden. Heute ist auf diesem Gelände die Greifvogelstation untergebracht.

Die Klingenberger Seltenbachschlucht ist auch bekannt durch ihr hohes Vorkommen an Feuersalamandern.
Die Bedingungen in der Schlucht sind ideal für diese Amphibien. Trotzdem drohen der Population Gefahren wie der invasive, tödlich verlaufende Hautpilz, der Straßenverkehr, der zur Gefahr der Tiere beim Wechsel vom Wald zum Laichplatz wird oder der Klimawandel, der immer öfters durch längere Trockenphasen die Gumpen des Baches zur vollständigen Austrocknung bringt.