Weingut der Stadt Klingenberg
Im Jahr 1912 kaufte die Stadt Klingenberg unter Bürgermeister Eugen Becker vom Fiskus für 25.000 Mark das alte kurfürstliche Rentamtsgebäude in der Altstadt. Das Gebäude verfügte u.a. über einen großen Keller und einen Kelterraum. Dieser Ankauf war sozusagen die Geburtsstunde des Städtischen Weinguts. Damals verfügte es nur über eine Rebfläche von 0,75 ha.
1961 erwarb die Stadt Klingenberg a.Main die ehemalige Brauerei Ebert. Die dortigen Gewölbekeller waren zum Weinausbau gut geeignet, so dass das Städtische Weingut von 1971 bis 1981 dort die Weinkellerei betrieb.
1978 erwarb man das ehemalige Gelände des Sägewerks Ühlein in der Wilhelmstraße 107 und baute das dort vorhandene Gebäude zum modernen Weingut aus. Das ebenerdige Areal eignete sich hervorragend und ermöglichte einen unbeschwerlichen Weinausbau, welcher dort ab dem Jahr 1981 erfolgte. Nach und nach wurde auch die Rebfläche auf über 12 ha. ausgebaut.
Der Schwerpunkt lag auf dem An- und Ausbau der Rebsorten Spätburgunder, Portugieser und Müller-Thurgau.
Das Weingut der Stadt Klingenberg war Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter. Es zeichnete sich nicht nur durch hervorragende Weine und jährliche Preise bei Weinprämierungen aus. Es legte auch ein besonderes Augenmerk auf eine umweltfreundliche Weinbewirtschaftung. Aus Verantwortung gegenüber den Weinfreunden und unserer Umwelt wurde ein verantwortungsbewusster Weinbau betrieben. Es wurde auf chemische Düngemittel verzichtet, um die Nitratbelastung des Grundwassers zu verhindern. Die Weinberge wurden begrünt, um einer möglich artenreichen Flora und Fauna Lebensraum zu geben. Die Pflanzenschutzmaßnahmen beschränkten sich auf die Bekämpfung von Pilzkrankheiten bei akuter Gefahr. Auf Insektizide wurde in den letzten Jahrzehnten seines Betriebs gänzlich verzichtet.
Bei zahlreichen Veranstaltungen der Stadt Klingenberg a.Main (Winzerfeste, Weintage, Untermainweinproben, Weinfeste auf der Clingenburg, Weinbergswanderungen, "Weinberg in Flammen") war das Weingut meist die treibende Kraft. In Verbindung mit der Verwaltung und dem Bauhof der Stadt war es in die Planung, Organisation und Durchführung involviert. Dadurch leistete das Weingut auch einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Tourismus der Stadt Klingenberg a.Main.
Um die Jahrtausendwende nahm die Attraktivität des Weinbaus bei etlichen privaten Winzern zu, so dass sich der Absatzmarkt veränderte. Das Weingut der Stadt Klingenberg wurde eher als Konkurrenz angesehen, geriet nach und nach in die Verlustzone und wurde schließlich verkauft. Seit 1. September 2010 ist das Weingut als GmbH in Privatbesitz. Neue Eigentümer waren der aus dem Ahrtal stammende Benedikt Baltes und der Chinese Xianzhong Xu.
2017 wurde der Weingutsname von "Weingut Klingenberg" zu "Weingut Benedikt Baltes" geändert, um damit der eigenen Handschrift und Unabhängigkeit von der Stadt Rechnung zu tragen.
2019 kehrte Benedikt Baltes zurück in seine Heimat, das Ahr-Tal. Das Weingut wurde in "Weingut Steintal" umbenannt.
Heute führt Philipp Aufderheide das Weingut in Klingenberg fort.